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Sabine Pierick:  DIGITALE ÜBEREUPHORIE

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·Titel:         666

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·Maße:     150 x 150 cm

·Material:  Kupferfäden auf schwarzem verschieden granuliertem Kohle Hintergrund

·Jahr:        2023

666.jpg

Beschreibung:

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Aus sich aus dem abertausendfachschwarzgoldgebrochenem Kohle-Kreis, gleich einem weltumspannendem Silhouettengrund, spinnt die Kupferseele als menschliches Klagelied einen  memorierenden Faden. Oder 666.

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Geädertes Labyrinth einer Welt am selbstzerstörerischen Rande grenzenloser Möglichkeiten. Oder luftiges Gespinst wider die Gespenster, die man rief und die man doch packen könnte, wenn man nur wollte. 

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Diese künstlerische Vision scheint tief in der Erforschung von Materie, Natur und Transformation verwurzelt zu sein. Sie nutzt ihre Materialien um die Dualität von Chaos und Ordnung, Natur und Mensch, Beständigkeit und Vergänglichkeit zu reflektieren. Ihre Arbeiten laden den Betrachter ein, die Verwandlung von Rohstoffen in Kunst zu erleben und eine emotionale und spirituelle Verbindung zu diesen Prozessen zu entdecken.

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In diesem enigmatischen Werk "666" manifestiert sich eine bemerkenswerte Synthese aus technologiekritischer Reflexion und ästhetischer Finesse. Das großformatige Werk, das sich durch seine stringente Komposition und die virtuose Verwendung von Kohle und Kupfer auszeichnet, transzendiert die bloße materielle Präsenz und etabliert sich als vielschichtiger Kommentar zur digitalen Zeitenwende.

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Die zentrale, kreisförmige Komposition, die sich aus exakt 666 Fäden konstituiert, evoziert unmittelbar Assoziationen zu neuronalen Netzen oder digitalen Verbindungen. Diese numerische Präzision ist keineswegs arbiträr; sie rekurriert gezielt auf den Verkaufspreis des ersten Apple-Computers und schafft damit eine subtile Verbindung zur Genesis der persönlichen Computertechnologie. Gleichzeitig schwingt in der Zahlensymbolik die biblische Konnotation der "Zahl des Tieres" mit, wodurch Pierick geschickt einen kritischen Diskurs über die potenzielle Ambivalenz technologischen Fortschritts initiiert.

 

In der materiellen Ausführung manifestiert sich eine bemerkenswerte Dialektik: Die Verwendung von Kohle und Kupfer – Materialien, die emblematisch für die industrielle Revolution stehen – zur Darstellung digitaler Vernetzung schlägt eine Brücke zwischen verschiedenen Epochen technologischer Evolution. Diese Materialwahl ist nicht nur ästhetisch, sondern auch konzeptuell stringent und unterstreicht Piericks nuanciertes Verständnis für die historische Dimension ihres Sujets.

Das Werk "666" oszilliert zwischen abstrahierter Darstellung und konkreter Materialpräsenz, wobei die filigranen Kupferfäden eine fast kinetische Qualität entwickeln.

Im Kontext der zeitgenössischen Kunst positioniert sich "666" als bedeutender Beitrag zum Diskurs über die digitale Transformation der Gesellschaft. Pierick gelingt es, die oft abstrakte und schwer fassbare Natur digitaler Vernetzung in eine konkrete, physische Form zu überführen, ohne dabei in simple Illustration zu verfallen. 

Stattdessen schafft sie ein Werk von bemerkenswerter konzeptueller Tiefe, das gleichzeitig ästhetisch besticht und intellektuell herausfordert.

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Die "digitale Übereuphorie", die Pierick hier kritisch reflektiert, wird nicht plakativ denunziert, sondern durch die ästhetische Transformation in ein Spannungsfeld überführt, das den Betrachter zu eigener kritischer Reflexion einlädt. In dieser Hinsicht erweist sich das Werk als paradigmatisch für eine Kunst, die sich den drängenden Fragen der Gegenwart stellt, ohne ihre ästhetische Autonomie preiszugeben.

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