JWM Museum Westfalen
Die Würde jedes Menschen ist unantastbar
Würde der Wahrnehmung
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Als kupferne Intarsie in einem tausendfach zu unzähligen schimmernden Steinchen gebrochenen Kohlegrund strahlt das uralte Symbol der sich ineinander verschlingenden Dreiecke gülden dem Betrachter entgegen. Eine Seelenversammlung der besonderen Art manifestiert sich auf dem großformatigen Tafelbild, wenn man Sabine Piericks Gedanken zu ihrem Werk lauscht. Aus der Tiefe des Daseins durchdringen die Toten und Lebenden die Bildfläche, Stein für Stein, Gebein an Gebein, atmend, ausgehaucht, abgetaucht, wiederauferstanden, lebend, pulsierend, weitergebend….
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Nimmerendener Fluss des Lebens, umfangen vom Schwarzen Gold im wärme- und energiespeichernden Element Kupfer, Sediment auf Sediment, bewegte Flächen, stille Gründe, Schichtarbeit an einer Menschheitsaufgabe. Tod und Auferstehung, Mahnung und Ermutigung, These, Antithese, Synthese, Umarmung im Haltung zeigen: aufstehen, nicht mitlaufen, den leisen Tönen lauschen, genau hinschauen, hinterfragen, nichts als gegeben hinnehmen, nicht blenden lassen, auch vom schönsten Symbol nicht.
Sabine Piericks Davidstern gemahnt an das Wachbleiben. Ihr Zugang ist die schonungslose Wahrnehmung.
Das schließt die Schönheit nicht aus.
Fotografische Reproduktionen können dem Werk von Sabine Pierick nicht gerecht werden. Das Bild will aus der Nähe betrachtet werden, damit es seine Magie entfalten kann. Der kupferne sechszackige Stern leuchtet je nach Betrachtungswinkel und Beleuchtung in unterschiedlicher Intensität und Farbe vor einem Hintergrund aus unzähligen schimmernden Fragmenten.
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Zudem fasziniert sie die Beschäftigung mit den Elementen als Baustoffe des Lebens. Die Energie, die bei der Gewinnung der Rohmaterialien eingesetzt wurde, ist für die Künstlerin während des Verarbeitungsprozesses immer noch spürbar, auch wenn sich ihre Form dabei grundlegend verändert. Ihre Arbeit wirkt archaisch, durch physikalische Transformation. Die mit dieser Energie aufgeladenen Werke ziehen einen gerade wegen ihrer Materialität in den Bann und ragen skulpturhaft in den Raum hinein.